Donnerstag, 24. April 2014

Xi'An

Die Fahrt mit dem Nachtzug nach Xi'An war so gut, dass wir den nächsten Tag auch schon richtig nutzen konnten. Begeistert sind wir ganz allgemein von den neuen Zügen und Bahnhöfen in China.
Unser Hostel ist zum Glück auch wieder toll. Eigentlich sieht es mehr wie eine chinesische Bungalowanlage aus.
Wir spazieren zur alten Stadtmauer, die um den alten Stadtkern von Xi'An gebaut und vollständig erhalten oder wieder aufgebaut wurde. Oben angelangt kann man sich Fahrräder ausleihen und die 14km lange Mauer entlang radeln. Wir kommen so zu unserem ersten Tandemradausflug und habens in erster Linie ziemlich lustig. Der alte Stadtkern ist gar nicht alt und auch die Mauer wirkt mehr wieder aufgebaut als erhalten. Danach fahren wir zum Uhren- und Glockenturm und spazieren durchs muslimische Viertel. Am Abend putzen wir uns so fein wie möglich heraus und gehen in die Oper von Xi'An, wo wir nach einem Dampfnudel Dinner, bei dem wir Dampfnudeln aller Art serviert bekommen, eine Musik- und Tanzshow bestaunen. Wir sind beide wieder sehr begeisert. Neben uns sitzt eine Familie aus Canada, 2 Kinder, 8 und 11 Jahre, die gemeinsam ein Jahr reisen.
Ein bisschen doof für unseren Xi'An Aufenthalt sind gleichzeitig stattfindende Feiertage. Eigentlich wird uns von einem Besuch der Terrakotta Krieger für die nächsten Tage abgeraten, aber geht denn das? In Xi'An sein und DIE Sehnswürdigkeit auslassen. Natürlich nicht, und so stürzen wir uns, mit gefühlten Millionen anderen Menschen in Richtung der Krieger. Bereits am Weg hin staut es sich. Chinesen haben den Drang immer und überall Erster sein zu wollen. Und wenn die vier Spuren in Fahrtrichtung überlastet sind, dann weicht man eben auf die Gegenfahrbahn aus. Natürlich auch auf alle vier Spuren. Und, das überrascht jetzt bestimmt, dann geht tatsächlich gar nichts mehr weiter.
Wenn man einem, oder schlimmer, mehreren Chinesen auf der Straße entgegen geht, dann weichen sie nicht aus, auch wenn sie links oder rechts mehr als genug Platz hätten und man sich rechtzeitig für ein entspanntest Ausweichmanöver gesehen hätte. Während wir gewohnt sind, zum Beispiel die Schulter zur Seite zu drehen um einen Aufprall zu verhindern, macht das der entgegenkommende Chinese nicht und man prallt erst recht gegeneinander. Unsere chinesische Freundin Yiyi meinte, die Menschen machen das absichtlich. Uns ist bis jetzt nicht klar warum.
Je weiter wir nördlich kommen, desto häufiger wird hier auch ganz laut aufgezogen und ausgespuckt. Die Chinesen können auch extrem laut rülpsen, was sie natürlich auch öfter unter Beweis stellen müssen.
Ich bin ja schon im europäischen Raum absolut keine Freundin von Menschenmassen, aber dieser Ausflug zu den Terrakotta Kriegern hat am Ende dazu geführt dass ich Chinesinnen angeschrien und Nico mich aus der Halle bringen musste.
Zuviel Gedränge, zuviel Rülpsen und Spucken und Dinge aus anderen Körperöffnungen lassen, zu viel immer Erster sein wollen. Irgendwie kommt mir vor ich bin da eine Spur intolerant, aber an dieses Verhalten kann ich mich einfach nicht gewöhnen.
Die Krieger sind toll, aber das Grab des Kaisers Jingdi, das wir im Anschluss mit deutlich weniger Menschen besichtigt haben, hat mir viel besser gefallen.
Den nächsten Tag gehen wir sehr entspannt an, denn nachts haben wir Großes vor. Um 22:30 nehmen wir einen Regionalzug nach Hua Shan um von dort den gleichnamigen Berg zu besteigen.
Im Zug überkommt mich die Müdikeit und ganz allgemein frag ich mich ob ich es schaffe eine ganze Nacht wach zu bleiben und dabei auch noch auf 2100m zu wandern. Nachdem Nicos Zugsitznachbar ihm auch noch erklärt, dass er mich doch bitte schlafen lassen soll, denn hier in China, da beschützen Männer ihre Frauen, wird meine Aufregung nicht gerade weniger.
In Hua Shan angekommen hängen wir uns an drei Chinesen dran die ebenfalls den heiligen Berg besteigen und sich den Sonnenaufgang am Ostgipfel anschauen wollen. Unsere Reisegruppe wirkt absolut unvorbereitet. In einem der Shops am Fuße des Berges kaufen sie sich noch schnell Regenmäntel, Regenschirme, Taschenlampen und dünne Handschuhe. Obwohl wir unsere Handschuhe mit haben, kaufen wir uns auch je ein Paar. Ich bin sehr erstaunt darüber was in den Shops, die man auf den ersten 2/3 des Weges ständig sieht, alles kaufen kann und wundere mich nachdem ich mir die anderen Wanderer, ausgestattet mit Plastiksackerln und Stoffschühchen, anschaue gar nicht mehr.
Von diesen anderen Wanderern gibt es eine Menge. Der Weg ist größtenteils beleuchtet und betoniert. Ich mach mir bereits keine Sorgen mehr. Außerdem bin ich so aufgeregt dass ich auch gar nicht müde werde. Das letzte Drittel des Weges bis zum ersten Gipfel ist richtig steil. Er besteht in erster Linie aus Stiegen, die neuen mit LD Lichterketten gesäumten aus Beton, die Alten und nicht beleuchten in den Fels geschlagen. Seitlich sind schwere Metallketten zum Festhalten befestigt. (Jetzt kommen die dünnen Baumwollhandschuhe zum Einsatz)  Da wir mit Headlights ausgestattet sind können wir auf die Alten unbeleuchten Stiegen ausweichen. Gegen 4 Uhr sind wir auf 1600 Meter und machen eine längere Pause in der wir uns alles anziehen was wir haben. Es wird doch ganz schön kalt da oben in der Nacht. Fleißige Chinesen machen daraus auch ein ziemliches Geschäft. Sie vermieten Mäntel, Zelte und Decken.
Wir machen uns auf zu unserem Endziel, am Weg dorthin überwinde ich Hindernisse bei denen Nico uns schon längst hat umdrehen sehen. Wir kraxeln senkrecht Felswände rauf und gehen über einen maximal 2m breiten Grat. In der Morgendämmerung erkenne ich die Umrisse der Felsen links und rechts von mir und bin plötzlich sehr froh diesen Weg in der Nacht zu gehen. Oben angekommen bestaunen wir die unglaubliche Schönheit der Landschaft und freuen uns wie die Sonne doch noch zwischen den Wolken hervor kommt.
Runter fahren wir mit der Seilbahn, über wirklich tiefe Schluchten. Jetzt mache ich doch lieber die Augen zu und hoffe dass wir bald unten ankommen.
Gegen Mittag haben wir es ins Hostel und somit auch ins Bett geschafft.
Dieses Ausflug ist definitiv eines der Highlights unserer Reise.
Am nächsten Tag gehts mit dem Hochgeschwindikeitszug weiter nach Peking. Unserer letzten Station in China.

Radln auf der  Stadtmauer

Terrakotta Krieger



Der Aufstieg

Sonnenaufgang mit Blüten



Da kommt sie doch noch, die Sonne

Unser erster Schnee dieses Jahr

Chinesische Seilbahn, hier hat die Höhenangst dann doch eine Rolle gespielt

2 Kommentare:

  1. Da hat sich das Warten wieder für uns gelohnt. Ich glaube Egon Friedell war es der meinte: Reisen, nein, solange es Pioniere gibt, die sich dem Unbill der fremden Gegend, Essen und Menschen aussetzen und darüber Berichte schreiben, sitz ich lieber in meinem Zimmer und stelle mir das alles beim Lesen vor. Die Wirklichkeit kann nur schlimmer sein. Danke für Euer Opfer!
    Für Nico war das schon der 2te heilige Sonnenaufgang, hat er das in Ö auch schon gemacht?
    Also gute Reise durch die sibirische Heide aber nicht a la Travnicek.....
    Bussi Papi

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  2. Unser Reisebüro führt uns für ein paar Tage ins Mostviertel, wo auch wir radeln werden.
    Allerdings haben wir keine Tandems, sondern e-bikes reserviert, die uns das Strampeln in der Hügellandschaft erleichtern werden, wenn wir nicht auf Muskelkraft vertrauen..
    Statt Reisnudeln wird es Knödel geben und statt Kirschblüten Apfelblüten..
    ...und für uns hat der Urlaubskalender nur 4 Tage ausgespuckt...
    Genießt Eure Freiheit!!!!!!
    Seid umarmt!
    Monika

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